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Bonify-App – Ein neues Angebot der Schufa an Verbraucher – ist sie ein Fluch oder Segen?

Bild von Mediamodifier auf Pixabay

Die Schufa ist in Deutschland ein allgegenwärtiges Thema, das oft mit Unsicherheit und Missverständnissen verbunden ist. Als zentrale Auskunftei spielt sie eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. Aber was genau ist die Schufa, wie funktioniert sie und wie können Verbraucher ihre Bonität verbessern? Und was hat es mit der Schufa-Tochter Bonify auf sich? Dieser Artikel wird einen Blick auf diese Fragen werfen.

Was ist die Schufa?

Die Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) ist seit ihrer Gründung im Jahr 1927 Deutschlands führende Auskunftei. Die Gesellschafter der Schufa heute sind Sparkassen, Banken und Handelsunternehmen. Sie sammelt und speichert Daten über das Zahlungsverhalten von Verbrauchern und Unternehmen. Nach eigenen Angaben verfügt sie über Informationen zu 68 Millionen Menschen. Diese werden dann an Banken, Versicherungen und andere Unternehmen weitergegeben, die auf der Suche nach verlässlichen Informationen über die Kreditwürdigkeit ihrer potenziellen Kunden sind. Pro Tag will sie im Schnitt 300.00 Auskünfte an Unternehmen erteilen. Die Schufa hat somit einen erheblichen Einfluss auf viele Aspekte des finanziellen Lebens, von der Kreditvergabe über die Eröffnung eines Bankkontos bis hin zur Anmietung einer Wohnung.

Wie funktioniert die Schufa?

Die Schufa erhält ihre Informationen von ihren Vertragspartnern, zu denen Banken, Sparkassen, Versandhandelsunternehmen und Telekommunikations-anbieter gehören. Diese melden der Schufa beispielsweise, wenn ein Konto eröffnet wird, ein Kredit aufgenommen oder einen Handyvertrag abgeschlossen wird. Auch öffentliche Register und Gerichte liefern Daten an die Schufa, etwa wenn ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. Auf Basis dieser Daten berechnet die

Schufa dann einen Score-Wert, der die Wahrscheinlichkeit angibt, mit der ein Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen wird.

Wie wird der Score-Wert berechnet?

Der Schufa-Score ist eine Zahl zwischen 0 und 100, die die Kreditwürdigkeit einer Person darstellt. Ein höherer Score bedeutet eine bessere Kreditwürdigkeit.

Die genaue Berechnung des Schufa-Scores ist ein Geschäftsgeheimnis der Schufa und daher nicht öffentlich bekannt. Allerdings ist bekannt, dass verschiedene Faktoren in die Berechnung einfließen, darunter das Zahlungsverhalten in der Vergangenheit, die Anzahl und Art der Kredite, die eine Person hat, und andere finanzielle Informationen.

Was als „normaler“ Schufa-Score angesehen wird, kann variieren, aber im Allgemeinen gilt:

  • Ein Score von 97,5 oder höher wird als sehr geringes Risiko angesehen.
  • Ein Score zwischen 95 und 97,5 wird als geringes bis überschaubares Risiko angesehen.
  • Ein Score zwischen 90 und 95 wird als zufriedenstellendes bis erhöhtes Risiko angesehen.
  • Ein Score zwischen 80 und 90 wird als deutlich erhöhtes bis hohes Risiko angesehen.
  • Ein Score unter 80 wird als sehr hohes Risiko angesehen.

Es ist wichtig zu beachten, dass verschiedene Kreditgeber unterschiedliche Standards haben können, und was ein Kreditgeber als akzeptablen Score ansieht, kann von einem anderen Kreditgeber anders gesehen werden. Daher ist es immer eine gute Idee, sich um eine gute Kreditwürdigkeit zu bemühen, unabhängig davon, was als „normal“ angesehen wird.

Was ist Bonify?

Seit Tanja Birkholz im Juli 2020 den Vorsitz der Schufa übernommen hat, hat sie dem Unternehmen einen gründlichen Imagewandel verordnet. Ein vorläufiger Höhepunkt dieses Wandels war nach dem Scheitern mit dem Projekt „Check Now“ der Kauf der Finanzplattform Bonify Ende 2022. In die App Bonify Finanzmanager wird nun der Schufa-Basisscore integriert, die es der Schufa und den Verbrauchern ermöglicht, ihre Kreditwürdigkeit kostenlos online zu überprüfen. Ab 2024 soll es

soweit sein, so Tanja Birkholz in der „Die Zeit“, Nr. 30 vom 13.07.2023. Mit Bonify können die Verbraucher nicht nur ihren Schufa-Score einsehen, sondern auch sehen, wie sich verschiedene Faktoren auf ihren Score auswirken. Darüber hinaus wirbt Bonify auch mit personalisierten Tipps zur Verbesserung der Bonität der Verbraucher und will dabei helfen, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Welche Kritik gibt es an dem Verfahren?

Dieses Verfahren stößt nicht bei jedermann auf Zustimmung und hat eine große Empörung hervorgerufen. Eine aktuelle Petition „Fingerweg von meinem Konto“ des Vereins Finanzwende unter dem Vorsitz von Gerhard Schick mit der Aufforderung, weniger Daten zu erheben, hat innerhalb eines Monats knapp 300.000 Unterschriften bekommen. Diese wurden am 10.Juli 2023 der Schufa übergeben.

Die Schufa-Tochterfirma Bonify und der „Känguru-Kredit“

Was die Kritiker besonders aufbringt ist die Tatsache, dass die Schufa-Tochterfirma Bonify auch Kredite auf ihrer Internetseite anbietet, die als „schufafrei“ beworben werden. Eines dieser Angebote ist der „Känguru-Kredit“. Der Slogan „Spring zu deinem Kredit“ soll Verbraucher dazu ermutigen, diesen Kredit in Anspruch zu nehmen. Es wird versprochen, dass eine Kreditaufnahme möglich ist, „auch bei negativen Schufa-Einträgen, auch wenn noch alte Kredite laufen, auch wenn andere schon ‚Nein‘ gesagt haben.“

Die Zinsen für solche von Bonify angebotenen Kredite beginnen bei 3,9 Prozent pro Jahr, können aber bis knapp an die 16 Prozent reichen. Schuldnerberater und Kritiker warnen jedoch vor solchen Angeboten, da sie für Verbraucher, die bereits in finanziellen Schwierigkeiten stecken, zu weiteren Problemen führen können.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Schufa selbst in einer Stellungnahme betont hat, dass Bonify „auch nach dem Kauf durch die Schufa ein eigenständiges Unternehmen“ ist. Zudem seien schufafreie Kredite „mehr Marketing denn Realität“, da es keine Kreditvergabe ohne Bonitätsprüfung gebe.

Es ist ratsam, vor der Inanspruchnahme solcher Kredite eine umfassende Beratung in Anspruch zu nehmen und die Bedingungen und Zinssätze sorgfältig zu prüfen.

Die Verbesserung der Schufa-Bonität – Aber wie?

Die Verbesserung der Schufa-Bonität kann auf verschiedene Weisen erreicht werden. Hier sind einige Tipps:

Pünktliche Zahlungen von Rechnungen: Verspätete Zahlungen können sich negativ auf Ihren Schufa-Score auswirken. Es ist daher ratsam, alle Rechnungen rechtzeitig bezahlen, um negative Einträge zu vermeiden. Insbesondere sollte dies bei Umzügen beachtet werden, da die Schufa bekanntlich die Bonität auf Wahrscheinlichkeiten berechnet und die Statistik zeigt, dass häufige Umzüge oft mit Zahlungsstörungen einhergehen.

Vermeidung häufiger Kreditanfragen: Jede Kreditanfrage wird von der Schufa registriert und kann den Score beeinflussen. Mehrere Kreditanfragen in kurzer Zeit können als Zeichen für finanzielle Instabilität gewertet werden. Dies gilt auch für die Anzahl der Kreditkarten. Es ist ratsam, die Kreditkarten, die nicht benötigt werden, zu kündigen. Die ältesten Kreditkarten sollten jedoch behalten werden.

Positiver Kontostand: Ein überzogenes Konto kann ebenfalls zu einem schlechteren Score führen. Es ist daher empfehlenswert, das Konto stets im Plus zu halten und Überziehungen zu vermeiden.

Ist der Verbraucher der Schufa schutzlos ausgeliefert?

Es ist eine weniger bekannte Tatsache, dass einmal jährlich eine kostenlose Überprüfung der eigenen Daten bei Wirtschaftsauskunfteien wie der Schufa möglich ist. Dieser Prozess wird als Selbstauskunft bezeichnet. Bei dem Wunsch nach weiterführenden Informationen fallen in der Regel Kosten an. Jedoch ist wichtig zu wissen, dass bei Verdacht auf fehlerhafte oder unzulässige Datenspeicherung, keine Gebühren für weitere Anfragen erhoben werden dürfen. Diese Regelung findet sich im Bundesdatenschutzgesetz (§ 34 Abs. 4 BDSG).

Es ist wichtig, dass Verbraucher ihre Rechte kennen und nutzen. Eine regelmäßige Überprüfung der Schufa-Daten kann dabei helfen, Fehler zu entdecken und die eigene Kreditwürdigkeit zu schützen.


Titelbild: Bild von Mediamodifier auf Pixabay

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