Eine Privatinsolvenz stellt für viele Menschen einen Wendepunkt dar, wenn sie mit überwältigenden Schulden kämpfen. Doch auch wenn die Privatinsolvenz als Chance zur Neugestaltung der finanziellen Situation angesehen wird, bleibt die Frage: Ist man nach einer Privatinsolvenz tatsächlich schuldenfrei?
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick darauf, was eine Privatinsolvenz beinhaltet, welche Schulden sie betrifft und ob eine vollständige Schuldenbefreiung möglich ist. Dabei teilen wir drei Erfolgsgeschichten aus verschiedenen Zielgruppen und die Meinung eines Experten.Â
Was ist eine Privatinsolvenz?Â
Die Privatinsolvenz, auch Verbraucherinsolvenz genannt, ist ein Verfahren, das es überschuldeten Privatpersonen ermöglicht, ihre Schulden zu reduzieren und in den meisten Fällen nach einer festgelegten Zeit (i.d.R. sechs Jahre) schuldenfrei zu werden. Es handelt sich dabei um einen rechtlichen Weg, um den Schuldenberg zu bewältigen und einen Neustart zu ermöglichen. Während der Laufzeit der Privatinsolvenz müssen die Schuldner eine sogenannte „Wohlverhaltensphase“ durchlaufen, in der sie ihre verbleibenden Einnahmen an die Gläubiger abtreten, jedoch einen Selbstbehalt für ihren Lebensunterhalt behalten.
Was passiert mit den Schulden während der Privatinsolvenz?Â
Während der Privatinsolvenz wird ein sogenannter Insolvenzplan erstellt. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, in dem die Gläubiger einen Teil ihrer Forderungen nach dem Insolvenzrecht aufgeben müssen. Es gibt jedoch bestimmte Schuldenarten, die nicht von der Privatinsolvenz erfasst werden, wie zum Beispiel:
- Unterhaltspflichten: Offene Unterhaltszahlungen oder familienrechtliche Verpflichtungen bleiben bestehen und müssen weiterhin beglichen werden.Â
- Strafrechtliche Schulden: Bußgelder oder Strafen aus strafrechtlichen Verurteilungen sind ebenfalls nicht von der Schuldenbefreiung betroffen.Â
- Darlehen von nahe stehenden Personen: Wenn der Schuldner Gelder von Verwandten oder Freunden schuldet, können diese Schulden auch nach der Insolvenz weiterhin bestehen bleiben.Â
Die restlichen Schulden, die in das Verfahren einbezogen wurden, können in der Regel nach der Wohlverhaltensphase erlassen werden.
Erfolgsgeschichte 1
Zielgruppe 18-30 JahreÂ
Markus, 27 Jahre alt, hatte während seines Studiums hohe Kredite aufgenommen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Als er nach dem Studium Schwierigkeiten hatte, eine Festanstellung zu finden, geriet er zunehmend in finanzielle Not. Mit vielen unbezahlten Rechnungen und einem negativen Schufa-Eintrag entschloss sich Markus, den Schritt der Privatinsolvenz zu gehen.

Durch das Verfahren konnte er nach der festgelegten Wohlverhaltensphase fast alle seine Schulden tilgen. Die Schulden, die nicht von der Privatinsolvenz betroffen waren, wie private Darlehen von Familienangehörigen, musste er weiterhin begleichen. Dennoch stellte Markus nach der Insolvenz fest, dass er sich nun wieder eine stabile finanzielle Basis aufbauen konnte. Auch wenn die Restschuldbefreiung nicht alle offenen Posten löste, konnte er durch diszipliniertes Arbeiten und Sparen seine finanzielle Freiheit zurückgewinnen.
Herausforderungen
- Hohe Studienschulden
- Schwierigkeit, eine feste Arbeitsstelle zu finden
- Negative Schufa-EinträgeÂ
Erfolg
Markus konnte nach der Wohlverhaltensphase viele seiner Schulden erlassen bekommen und einen Neuanfang machen. Heute lebt er schuldenfrei, mit Ausnahme der privaten Darlehen von Verwandten, die er weiterhin abbezahlt.Â
Erfolgsgeschichte 2
Zielgruppe 30-55 JahreÂ
Sabine, 44 Jahre alt, hatte nach der Scheidung große finanzielle Probleme. Die monatlichen Zahlungen für den Unterhalt sowie das Haushaltsdarlehen drückten sie finanziell stark. Durch die hohe Belastung und die unüberschaubaren Schulden entschloss sie sich, die Privatinsolvenz anzumelden. Ihr Ziel war es, wieder eine klare finanzielle Perspektive zu bekommen.
Sabine durchlief die Wohlverhaltensphase und konnte dabei einen Teil ihrer Schulden durch ihre monatlichen Einnahmen begleichen. Nach der festgelegten Frist erhielt sie eine Restschuldbefreiung und konnte mit einem finanziellen Neuanfang starten. Sie stellte jedoch fest, dass nicht alle Schulden erlassen wurden – die Unterhaltspflichten und das Darlehen ihrer Familie musste sie weiterhin bedienen.Â
Herausforderungen
- Scheidung und daraus resultierende finanzielle Belastungen
- Hohe monatliche Unterhaltszahlungen und Verbraucherkredite
- Belastung durch private DarlehenÂ
Erfolg
Durch die Privatinsolvenz konnte Sabine viele ihrer Verbindlichkeiten tilgen, die nicht durch die Privatinsolvenz erlassen wurden, musste sie jedoch weiterhin begleichen. Der Neustart war für sie eine große Erleichterung.Â
Wenn Sie mit der Frage kämpfen, ob die Privatinsolvenz die richtige Lösung für Sie ist oder Sie mehr über die Auswirkungen einer Insolvenz erfahren möchten, wenden Sie sich an einen spezialisierten Anwalt aus der Anwaltskanzlei Rüdiger Schmidt. Lassen Sie sich von erfahrenen Experten unterstützen und die besten Schritte für Ihre finanzielle Zukunft planen.
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Erfolgsgeschichte 3
Zielgruppe 55-80 JahreÂ
Herr Müller, 62 Jahre alt, sah sich in seiner zweiten Lebenshälfte mit einer finanziellen Krise konfrontiert. Der Rückgang seiner Einkünfte durch vorzeitige Pensionierung und anhaltende medizinische Kosten führten dazu, dass er seine Schulden nicht mehr begleichen konnte. Nach Beratung mit einem Anwalt entschloss sich Herr Müller, das Verfahren der Privatinsolvenz zu durchlaufen.
Während der Wohlverhaltensphase konnte er einen Teil seiner Einnahmen zur Begleichung der Schulden verwenden. Am Ende des Verfahrens wurde ihm die Restschuldbefreiung erteilt, und er konnte mit dem Gefühl der finanziellen Erleichterung in den Ruhestand gehen.
Herausforderungen
- Vorzeitige Pensionierung und reduzierte Einkünfte
- Hohe medizinische Kosten und Schuldenlast
Erfolg
Herr Müller konnte nach Abschluss der Privatinsolvenz viele seiner Schulden erlassen bekommen. Die Insolvenz ermöglichte ihm einen Neustart und gab ihm die Möglichkeit, seine Rentenzeit ohne die ständige Belastung durch Schulden zu genießen.Â
„Die Privatinsolvenz kann eine wertvolle Möglichkeit sein, um den finanziellen Neuanfang zu ermöglichen. Doch es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Schulden zu verstehen, die nicht von der Restschuldbefreiung betroffen sind, wie etwa Unterhaltsforderungen oder Darlehen von nahen Verwandten. Trotzdem bietet die Insolvenz eine strukturierte Möglichkeit zur Schuldenreduzierung und gibt vielen Menschen die Chance, wieder finanziell durchzuatmen.“Â
Rüdiger Schmidt, erfahrener Anwalt für Insolvenzrecht
FazitÂ
Ist man nach einer Privatinsolvenz schuldenfrei? In den meisten Fällen ja, zumindest was die Schulden betrifft, die während des Verfahrens berücksichtigt wurden. Allerdings gibt es auch Schulden, die nicht von der Restschuldbefreiung erfasst werden, wie zum Beispiel Unterhaltsforderungen und bestimmte private Darlehen. Die Privatinsolvenz stellt jedoch eine wertvolle Möglichkeit dar, den finanziellen Druck zu mindern und einen Neuanfang zu wagen.
Ein vollständiger Schuldenabbau ist möglich, aber es erfordert eine gründliche Auseinandersetzung mit den eigenen Schulden und eine disziplinierte Umsetzung des Insolvenzverfahrens. Wer sich in einer solchen Situation befindet, sollte sich rechtzeitig über seine Optionen informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einholen, um die besten Schritte zu unternehmen.Â